Osteoporose

Osteoporose

Was ist Osteoporose ?

Die Osteoporose ist die häufigste Erkrankung des Knochens in der Schweiz und der westlichen Welt. Es ist eine Erkrankung der verminderten Knochendichte, die durch eine Störung des Knochenstoffwechsels hervorgerufen wird. Die Struktur des Knochenaufbaus ist verändert.

Die Knochendichteabnahme schwächt die Belastbarkeit des Knochens und so können Brüche auch bei leichteren Unfällen hervorgerufen werden. Im fortgeschrittenen Krankheitsbild können auch Alltagsaktivitäten wie das Hochheben eines Gegenstandes oder das Herunterbeugen zum Schuhebinden einen Bruch hervorrufen.

Handgelenk, Hüfte und Wirbelsäule sind besonders betroffen von Osteoporosefrakturen, also Brüchen bei Osteoporose. Oftmals ist ein Bruch überhaupt das erste medizinische Problem, dass zum Aufzeigen dieser Erkrankung führt.

Leider ist die Knochendichte zum Zeitpunkt des Bruches bereits stark reduziert und der Bruch ist kein frühes Zeichen der Erkrankung, sondern ein Zeichen des fortgeschrittenen Knochenschwunds.

Es ist sehr wichtig, dass das Ausmass der Osteoporose genau bestimmt wird und dass das Risiko für die Folgen der Osteoporose für den Patienten bekannt ist.

Je früher im Leben, je früher im Verlauf der Erkrankung mit der Behandlung begonnen werden kann, desto besser gelingt das Vermeiden von Brüchen, desto grösser die Linderung von Schmerzen und desto effektiver die Verhinderung von Fehlstellungen an der Wirbelsäule, den sogenannten Deformitäten (Rückenbuckel).

Gerade für die Brüche in der Hüftregion ist auch belegt, dass das Sterberisiko durch die Osteoporose erhöht ist – eine frühe Therapie und das Vermeiden einer Hüftgelenks-nahen Fraktur kann das Leben verlängern.

Früher wurde die Osteoporose aber als Schicksal und unheilbare Erkrankung angesehen. In den letzten Jahren haben wir aber erkannt, dass die Osteoporose eine durchaus behandelbare Erkrankung geworden ist und dass wir die Lebensqualität durch die Behandlung sehr positiv beeinflussen können.

Zu Schenkelhalsfrakturen kommt es gehäuft bei Osteoporose

Wen betrifft das?

Die Antwort ist einfach: Uns alle. Jede zweite Frau und jeder fünfte Mann über 50 Jahre wird im Verlaufe des weiteren Lebens eine Osteoporose entwickeln. Und da wir in der Gesellschaft immer älter werden und es immer mehr Menschen über 50 Jahre geben wird, wird die Osteoporose als Erkrankung auch immer häufiger werden – und es ist abzusehen, dass dadurch auch die Zahl der Patienten mit Osteoporosebrüchen zunehmen wird.

Wer sich früh mit dem Thema Osteoporose befasst, kann selber dafür Sorgen, dass ihn die Folgen der Erkrankung nicht so schwer treffen. Der aufgeklärte Patient profitiert von seinem Wissen!

80% der Patienten sind Frauen, nur 20% sind Männer. Es gibt noch andere Faktoren neben dem Geschlecht, die hauptursächlich sind für die Osteoporose: Das Alter und die Genetik.

Alter: Mit jedem Lebensjahr über 50 – das gilt sowohl für Frauen wie für Männer – nimmt durchschnittlich die Knochenmasse um 0,5% ab.

Genetik: Menschen haben ein um 50-85% erhöhtes Risiko, Osteoporose zu entwickeln, wenn ein Familienmitglied Osteoporose hat. Früher hat man die Osteoporose nicht genau diagnostiziert, so dass viele gar nicht wissen, ob ein Elternteil Osteoporose hatte. So muss man sich erinnern, ob die Eltern im höheren Alter einen Bruch erlitten haben, ob sie stark an Körpergrösse abgenommen haben oder ob sie eine Wirbelsäulenverkrümmung im hohen Alter entwickelten – deutliche klinische Zeichen der Osteoporose, wenn auch kein Beweis.

Geschlecht: Wenn Sie eine Frau sind, haben Sie ein höheres Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln. Die Statistik zeigt uns, dass eine von zwei Frauen und einer von acht Männern in seinem Leben eine Fraktur erleiden wird, die im Zusammenhang mit der Osteoporose stehen. Frauen haben also ein höheres Risiko. Sie können bis zu 3% Knochenmasse im Jahr verlieren in den ersten 5-7 Jahren nach der Menopause. Aber die gute Nachricht: Diese gesteigerte Abnahme kann durch frühzeitigen Einsatz von Medikamenten reduziert werden.

Andere Risikofaktoren können durch die Lebensweise eines jeden Einzelnen selbst beeinflusst werden: das Rauchen, gesteigerter Alkohol- und Kaffeekonsum. Insbesondere Raucher und Alkoholabhängige haben ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Hier haben Patienten selbst die Möglichkeit, etwas Gutes für ihren Knochenstoffwechsel zu tun.

Genauso ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. Eine zu einseitige Diät kann dazu führen, dass zu wenig Calzium und Vitamin D aufgenommen wird. Wir brauchen Vitamin D für die Calziumaufnahme. Eine Mangelernährung kann dazu führen, dass dem Knochen nicht genügend Calcium zur Verfügung gestellt wird um einen gesunden starken und festen Knochen aufzubauen.

Bewegung ist ein gesunder und lebensnotwendiger Anreiz für den Knochenstoffwechsel. Bewegung oder Sport tragen zum Aufbau eines festen Knochens in einem sehr hohen Mass bei. Körperliche Aktivität schützt vor Osteoporose – ein Bewegungsmangel führt zu gesteigertem Knochenabbau. 

Es geht uns alle an.

Auch die jungen Menschen: Unsere höchste Knochendichte haben wir mit 30 Jahren. Essstörungen in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenleben kann verhindern, dass wir die normalerweise sehr hohen Knochendichtewerte um das 30. Lebensjahr erreichen. Man startet dann auf niedrigem Niveau in den Lebensabschnitt, in dem man mit jedem Jahr im Schnitt 0.5% weniger Knochenmasse hat. Auch mit einer sehr frühen Menopause beginnt für die Frau dieser Lebensabschnitt früher. Es betrifft also wirklich nicht nur die Menschheit ab dem 50. Lebensjahr.

Viele chronische Erkrankungen (wie chronische/rheumatoide Polyarthritis oder Schilddrüsenüberfunktion) aber auch die langjährige Einnahme von Medikamenten (z.B. Kortisonpräparate ) können den Knochen schwächen. Wenn Patienten von diesen Erkrankungen betroffen sind, müssen die anderen vermeidbaren Risikofaktoren unbedingt reduziert werden.

Wie wird Osteoporose diagnostiziert?     

Die Diagnose kann schnell und bequem mit einem „dual-energy X-ray“-Absorbtiometer bestimmt werden. Ein kompliziertes Wort – die Abkürzung ist dabei so einfach wie geläufig: DEXA oder DXA. Eine gewöhnliche Röntgenaufnahme ist nämlich nicht genau genug um Osteoporose aufzuzeigen. Eine DEXA dauert 30 Minuten, ist schmerzlos und nur 1/10 der Strahlenexposition eines normalen Röntgenbildes des Brustkorbes ist notwendig.

Die Ergebnisse werden dann verglichen mit den Werten von gesunden jungen Erwachsenen. Die Abweichung von den „jungen und gesunden“ Werten wird T-Score oder T-Wert genannt. Dieser T-Wert kann das Risiko für einen Bruch angeben. Ein tiefer T-Wert (im Minusbereich) bedeutet, dass die Knochendichte gering ist – der Knochen ist schwach. Im Bereich -1.0 bis -2.5 sprechen wir von Osteopenie (schwacher Knochen). Ist der T-Wert geringe als -2.5 besteht eine Osteoporose (schwacher Knochen mit Krankheitswert).

Osteoporosefrakturen an der Wirbelsäule – Höhenminderung der Wirbel erkennbar

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?         

Bei der Behandlung der Osteoporose müssen alle Risikofaktoren berücksichtigt werden. Es gibt nicht die eine Tablette, die die Erkrankung behebt und man kann weiterleben wie bisher.

Patienten müssen sicherstellen, dass sie genug Calzium und Vitamin D mit der täglichen Ernährung zu sich nehmen – natürlich kann man zusätzlich Calzium und Vitamin D als Tablette oder Tropfen verabreichen, die Basis soll aber durch die natürliche Nahrungsaufnahme erfolgen.

Die Empfehlung ist 1000 bis 1500mg Calzium am Tag mit der Nahrung auf sich zu nehmen. In Produkten wie Käse, Butter, Sahne, Milch oder Joghurt ist Calzium enthalten, ebenso in veganen Lebensmitteln wie Brokkoli, Kohlrabi, Kohl oder Bok Choy (Pak Choi = chinesischer Kohl). Vitamin D ist zudem in Fisch, Muscheln oder Getreidezubereitungen enthalten.

Das Bewegungsausmass sollte gesteigert werden – Spazierengehen, nordic walking, Wandern und leichtes Krafttraining sind erforderlich. Dadurch erhalten die Knochen den Anreiz den Knochenstoffwechsel anzukurbeln. Das Training kann ganz einfach sein – je komplizierter man es sich macht, desto schneller verlässt man sein aufgestelltes Trainigsprogramm. Am besten fängt man an, indem man Wege, die man sonst aus Bequemlichkeit mit Bus oder Fahrstuhl zurücklegt, einfach zu Fuss geht – der Spaziergang in die Stadt oder das Treppensteigen kann schon eine enorme Steigerung der täglichen Aktivität bedeuten. Gewichtsübungen mit leichten Gewichten in den Händen sollten dazukommen, oder Schwimmern.

Viele Krankenversicherer bieten heutzutage ein Bewegungsprogramm für die Versicherten an. Informieren Sie sich! Sprechen Sie mit Ihren Familienangehörigen – Ihr Wissen kann anderen helfen!

Es gibt mittlerweile viele Medikamente, die in der Prävention, also der Vermeidung der Erkrankung, und in der Therapie der Osteoporose zugelassen sind. Dazu gehören Östrogene, Alendronate, Risedronate, Raloxifen oder Calcitonin und neue Substanzen wie Denosumab oder Teriparatid. Einige werden als Tablette eingenommen, einige müssen als Infusion verabreicht werden oder als subkutane Spitze.

Der behandelnde Arzt wird Sie informieren und die geeignete, auf Sie und Ihre Situation abgestimmte Therapie verschreiben.

Das Wichtigste

Das Wichtigste aber ist die Vermeidung der Osteoporose. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Überlegen Sie, ob Sie Ihre Ernährung und Ihre körperliche Aktivität verändern müssen – weniger Kaffee oder Alkohol ist besser – viel Bewegung – und ganz wichtig: unbedingt mit dem Rauchen aufhören!

 

 

Autor: Dr. med. A. T. Mameghani, Leitender Arzt